Potsdam, 28. Juli 2025 - In der Nacht zu heute (28. Juli 2025) wurde ein Rahmenabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA formell abgeschlossen: US-Zölle auf EU-Importe belaufen sich nun auf 15Prozent. Das liegt deutlich unter den ursprünglich angekündigten 30Prozent, aber wesentlich höher als in der Vergangenheit. Zölle auf Stahl und Aluminium bleiben unverändert bei 50Prozent, während auf strategische Industriegüter wie Flugzeugteile, Chemieprodukte und Generika Zero-for-Zero-Regelungen zur Zollfreiheit, gelten.
Deshalb warnen die IHKs in Brandenburg weiter vor den konjunkturellen Folgen des beigelegten Zollstreits für exportorientierte Branchen, sollte es zeitnah nicht auch langfristige Einigungen zu Erleichterungen für alle Branchen geben: „Das ständige Hin und Her in der Zollpolitik ist Gift für die internationale Wirtschaft.” Das sagt Potsdams IHK-Präsidentin Ina Hänsel für die Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs im Land Brandenburg. „Die Einigung ist ein bitterer Kompromiss, aber auch ein klares Signal für mehr Planungssicherheit für Brandenburgs Wirtschaft. Die Arbeit ist mit dieser Einigung jedoch nicht getan, im Gegenteil: Wir IHKs unterstützen deshalb unsere Unternehmen, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und sich so für den internationalen Wettbewerb breiter aufstellen.“
Das Ergebnis der Verhandlungen bietet brandenburgischen Unternehmen mittel- bis langfristige Planbarkeit. Die Kosten für die Wirtschaft bleiben dennoch hoch: Trotz Entspannung steigen die Zölle weiterhin deutlich über das Vor-Trump-Niveau (Durchschnitt vor 2025 bei ca. 1–2Prozent). Die Belastung für deutsche Exportindustrien bleibt weiter hoch. Zudem bleiben Detailfragen offen: Der Rahmenvertrag ist politisch-final, aber noch nicht detailliert – Unklarheiten bei Wein, Spirituosen, Pharmazie und Halbleitern bleiben bestehen. Auch das politische Risiko besteht nach wie vor: Eine einseitige Änderung durch US-Präsident Donald Trump ist nicht auszuschließen – die Bindung an von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen getätigte Investitionszusagen könnte als Druckmittel gegenüber der EU dienen.
Die erzielte Annäherung beider Seiten weist zwar vorerst auf Entspannungen im Zollstreit hin. Dies lässt die Wirtschaft aufatmen und stabilisiert globale Lieferketten. Ein Gesamtabkommen nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) steht indes noch aus. Zudem soll die EU mit den darüber hinaus zugesagten Energieimporten aus den USA nach Europa im Wert von 750Milliarden US-Dollar und 600MilliardenUS-Dollar zu zusätzlichen EU-Investitionen in den US-Wirtschaftsraum (inklusive militärischer Beschaffungen) über die kommenden drei Jahre einen harten Kompromiss hinnehmen, der sich hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der bekannten hohen Energiepreise bei den US-Importen sowie der hingenommenen Verlagerung von Investitionen negativ auf Europa niederschlagen wird.
Ina Hänsel sagt: „Der 15-Prozent-Tarif ist keine wirkliche Erleichterung. Aber die Zuverlässigkeit der Umsetzung und der genaue Umfang der Branchenregelungen sind jetzt entscheidend. Die Wirtschaft braucht schnellstmöglich ein krisenfestes WTO-konformes Rahmenabkommen, das Rechtssicherheit und klare Branchenregelungen enthält. So mögen wichtige Branchen für den Brandenburger Export in die USA – wie Automobile und -teile, Pharmazie und Chemie – Verlässlichkeit im US-Auslandsgeschäft erhalten. Es bleibt dabei, dass es nicht mehr ist als ein bitterer Kompromiss für die märkische Wirtschaft, der uns teuer zu stehen kommt. Das Ziel muss ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU sein. Der jetzige Status kann nur eine Zwischenlösung sein.”
Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten machten im Jahr 2024 knapp acht Prozent der Gesamtexporte Brandenburgs aus. Die USA waren im Jahr 2024 mit 1,8 Milliarden Euro Brandenburgs wichtigster, nicht-europäischer Exportpartner. Erst zu Beginn des Jahres hatten im Rahmen der Außenwirtschaftsumfrage „Going International“ jedes zweite Brandenburger Unternehmen angegeben, dass es negative Beeinträchtigungen für das eigene Geschäft durch etwaige US-Zölle befürchtet.
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) ist eine Kooperation der drei Industrie- und Handelskammern im Land Brandenburg. Sie vertritt die Interessen von etwa 160.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.