Milliardenpotenzial für mehr Wirtschaftskraft in Berlin und Brandenburg
Berlin und Brandenburg können ihre Wirtschaftskraft in den kommenden Jahren massiv steigern, wenn sie ihre gemeinsamen Innovations- und Fachkräftepotenziale besser ausschöpfen. Durch einen gezielten Ausbau der Bereiche Forschung, Ingenieurwesen und IT ließe sich die Wirtschaftskraft um zweistellige Milliardenbeträge erhöhen.
Berlin und Brandenburg würden dann zu den führenden Regionen in Deutschland aufschließen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Consult) im Auftrag der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).
Der Auslöser sind aktuelle Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft durch Trends wie Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie, aber auch geo- und handelspolitische Konflikte. „Berlin und Brandenburg können eine europäische Leitregion für nachhaltige und digitale Transformation werden“, sagte IW-Expertin Dr. Vanessa Hünnemeyer, eine der Autorinnen der Studie. „Doch bislang sind viele Chancen ungenutzt.“
Regionale Vielfalt als starker Wettbewerbsvorteil
Die Region hat den IW-Forschern zufolge gute Voraussetzungen, um von der Transformation zu profitieren. Entscheidend sei die Kombination: Berlin bringt Innovationskraft über Start-ups, Kreativwirtschaft und Universitäten mit, Brandenburg punktet mit Industrie, Energie und Flächen. Die Studie beschreibt drei Szenarien, die die Wirtschaftskraft der Region von aktuell 305 Milliarden Euro (2024) gezielt stärken würden:
- Würde der Einsatz von Forschungspersonal auf das Niveau der in Deutschland führenden Metropolregion Stuttgart steigen, ließe sich das Bruttoinlandsprodukt in Berlin und Brandenburg um bis zu 45,6 Milliarden Euro erhöhen.
- Erreichte der Anteil an Ingenieurinnen und Ingenieuren Münchener Werte, wären bis zu 34,1 Milliarden Euro zusätzlich möglich.
- Ein vergleichbarer Anteil an IT-Beschäftigten brächte rund 17,9 Milliarden Euro mehr Wirtschaftsleistung.
Dank ihres Potenzials könnten Berlin und Brandenburg in einer Reihe von Zukunftsfeldern vorangehen, erklärte das IW. Beispielhaft wäre den Forschern zufolge ein landesweiter Showroom für digitale Industrien, in dem neue Technologien erprobt und miteinander vernetzt werden. Auch könne die Region dank ihrer Stärke in den Themen Medizintechnik, Biotechnologie und Pharmazie zeigen, wie eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung aussieht. Durch die Erfahrung bei der Erzeugung, Umwandlung und Speicherung erneuerbarer Energie könnten Berlin und Brandenburg zur klimaneutralen Metropolregion werden.
Transformation gelingt nur gemeinsam
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, die die Studie aus Anlass ihres 75. Bestehens in Auftrag gegeben haben, sehen sich durch die Ergebnisse bestärkt. „In Berlin und Brandenburg schlummert zusätzliches wirtschaftliches Potenzial in Milliardenhöhe“, sagte Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. „Die Region muss ihre Kräfte entschlossen bündeln. Das ist angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage wichtiger denn je.“
Gelegentliche gemeinsame Kabinettssitzungen beider Länder genügten nicht. Es müsse einen kontinuierlichen Austausch aller Regierungsressorts und Parlamentsausschüsse geben. Zudem sollten Berlin und Brandenburg ihre Konzepte zur Wirtschaftsentwicklung bündeln. „Wir können uns einen gemeinsamen Steuerungskreis Industriepolitik vorstellen, ebenso eine eng abgestimmte Fachkräfte-Strategie“, regte Schirp an.